Wärmepumpe als Wärmeerzeuger Warum bei einer Heizungssanierung nach Möglichkeit eine Wärmepumpe eingebaut werden sollte? Weil das Totenglöckchen für fossilbetriebene Heizungen, inkl. für Holzheizungen wegen der Feinstaubbelastung bereits läutet. 1. Welche (z.B. Sole/Wasser, Luft/Wasser, hybride Heizsysteme: WP mit Gasbrennwert)? Antwort: Eine Sole/Wasser Wärmepumpe ist genehmigungspflichtig. Nicht überall ist deren Einsatz möglich. Eine preiswertere Lösung bietet die Luft/Wasser Wärmepumpe. Für alte unsanierte Gebäude könnte ein Hybridsystem mit WP und Gasbrennwert die Lösung sein. Nachteil für letzteres: es werden zwei Heizungen (auch zweimal Gerätekosten) und mehr Aufstellpatz benötigt. Und was künftig mit Gas wird, weiß derzeit auch keiner. 2. Für welche Gebäude ist sie Sinnvoll? Antwort: Für einen Neubau ist die Lösung einfach, die WP mit den passenden Komponenten und der richtigen Raumheizlast ausgelegt, ist sie eine gute Wahl und deutlich effizienter als eine Gas-Brennwertheizung. Gleiches gilt auch für den Einbau in einem effizient und komplett sanierten Gebäude. 3. Immer effizient? Antwort: Nein! Die WP und das gesamte Heizsystem muss zum Gebäude passen. Wie oben schon erwähnt, passt sie zu einem Neubau, da dieser auf dem neuesten Stand ist und alle relevanten energetischen Werte bekannt sind. Hervorragende Einsparpotentiale bietet die WP auch bei einem Altbau, das gut modernisiert wurde. Am besten zu einem Effizienzhaus (ab Effizienzhaus 100 EE) mit Fördermittelzuschüssen von z.B. 32,5%. Oder Effizienzhaus 70 EE mit Zuschüssen bis 40% (die maximale Fördersumme beträgt 150.000,-€). Die relevanten energetischen Werte der neuen Dämmungen sind ebenfalls bekannt. Ein unsaniertes altes Gebäude vor 1977/78 mit einer WP auszustatten grenzt an ein Glücksspiel. Der Dämmzustand ist meistens zu ungenau bekannt und wird mehrheitlich baujahrtypisch bestimmt. Eine genaue Heizbedarfermittlung ist schwierig und oft zu ungenau. Die Folge ist die Wahrscheinlichkeit, dass die WP ineffizient läuft und die Heizkosten zu teuer werden. Ohne den Einsatz von Solarstrom rate ich von dem Einbau einer WP erstmal eher ab. Der Einsatz einer Photovoltaikanlage kann die Wirtschaftlichkeit deutlich erhöhen. Bei Verwendung von Solarstrom (am besten mit Stromspeicher) auf dem eigenen Dach, besteht deutlich mehr wirtschaftlicher Spielraum. Dies könnte zu einer besseren Wirtschaftlichkeit auch bei weniger gut gedämmten Häusern führen. 4. Geldvernichtungsmaschine oder enormes Sparpotenzial? Antwort: Beides ist möglich. Wird die WP falsch ausgelegt, oder passt nicht zum Gebäude, drohen später erheblich höhere Betriebskosten, obwohl der Bedarf an Energie möglicherweise sogar deutlich gesenkt wurde. Wird eine WP geplant, muss der Heizwärmebedarf genau bekannt sein. Dieser ist abhängig vom Dämmzustand des Gebäudes. Ein Beispiel: Ein bilanziertes, unsaniertes, typisches Wohngebäude aus den Anfängen der 60er Jahre mit 70°C Vorlauftemperatur, das unsaniert ca. 67.000 kWh an Energiebedarf mit einer Gasheizung jährlich benötigte, kam zwar nach dem Einsatz einer WP Luft/Wasser auf einen Bedarf von 46.000 kWh jährlich an Strom. Multipliziert man 67.000 kWh mit 9 Cent je kWh Gas und die 46.000 kWh mit 22 Cent je kWh Strom im Wärmepumpenstromtarif, so erweist sich die Wärmepumpe als ineffizient im Hinblick auf die Energiekosten. Hierbei handelt es sich um ein berechnetes Beispiel, das so selbstverständlich nicht umgesetzt wurde. Andere Auslegungen und Energiekosten können zu anderen Ergebnissen führen. Ob eine normale Wärmepumpe überhaupt 70°C Vorlauftemperatur schafft, sei dahingestellt. Die Energiekosten sind Stand Januar 2022. Inzwischen sind diese deutlich höher. Das gleiche Gebäude zu einem Effizienzhaus 70 EE saniert, kommt bei Einbau einer WP in diesem Beispiel auf voraussichtlich in etwa unter des Energiebedarfs im Vergleich zum unsanierten Gebäude mit den 67.000 kWh jährlich. Voraussetzung eines effektiven Einsatzes einer WP ist die richtige Auswahl der WP in Bezug auf deren Nennleistung, einer raumweisen Ermittlung und Auslegung der Heizelemente (Heizkörper oder Heizschlangen bei einer Fußbodenheizung) und die richtige Größe des Heizkreispufferspeichers. Hierfür muss das gesamte Gebäude bilanziert werden. Die Vorlauftemperatur des Heizsystems spielt dabei auch eine entscheidende Rolle. Ist diese bei richtiger Dimensionierung der Heizkörper höher als 50°C, ist die Energiekosteneffizienz trotz eines geringeren Energiebedarfs zuzüglich höheren Anschaffungskosten derzeit fragwürdig. Die Energieeinsparung bei 70°C Vorlauftemperatur mag den Energieeinsparliebhaber erfreuen, aber kaum den, der dennoch mehr dafür bezahlen muss als vorher mit der Gasheizung. Nur Luft/Wasser WP mit einer Jahresarbeitszahl mit mindestens 3,5 sind förderfähig. Bzw. bei einer Sole/Wasser WP ab 3,8. Die Jahresarbeitszahl unter 3,0 gilt zumindest als wenig effizient. Die Effizienz sollte vorher berechnet werden, sonst kann es eine böse Überraschung geben. Auf die Aussagen und Angebote von Heizungsbauern alleine würde ich mich nicht verlassen. In der Regel bilanzieren diese keine gesamten Gebäude, inklusive einer unbedingt benötigten raumweisen Heizlastberechnung. Dennoch ist eine Heizungsfachfirma, die sich mit WP auskennt, dringend geboten. Diese kann wichtige Einstellungen am Gerät vornehmen und den Nutzer am Gerät einweisen. Leider sind solche Firmen noch Mangelware und noch lange kein Standard. Die Heizungsbranche erfährt zur Zeit aber einen Umbruch. Entscheidend für den Erfolg ist ein Zusammenspiel zwischen Heizungsfirma und Energieberater, der das Gebäude bilanzieren kann und die Gebäudeheizlast raumweise erstellt. 5. Lösung? Antwort: Die „Vor-Ort-Beratung“ (zu 80% von der bafa gefördert) hat einen Beratungscharakter, der den Energiebedarf und die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes einschließlich der Wärmeerzeuger ermittelt. Ein Vergleich zwischen dem unsanierten „Ist-Zustand“, den einzelnen „Sanierungsvarianten“ mit verschiedenen Wärmeerzeugersystemen ist möglich. Auf dieser Grundlage ist eine effiziente Planung sehr gut gegeben. Eine WP kann sehr betriebswirtschaftlich, energiesparend und gut geeignet für Neubauten und effizient sanierte Gebäude sein. Aufschluss inwieweit halbwegs modernisierte Gebäude für eine WP geeignet sind, kann die Gebäudebilanzierung geben. Zur wirtschaftlichen Verbesserung trägt eine bereits oben erwähnte Photovoltaikanlage mit Speicher bei. Die verfügbaren günstigeren Stromtarife für Wärmepumpen wirken sich ebenfalls auf die Wirtschaftlichkeit der Wärmeversorgung aus. Die „Vor-Ort-Beratung“ schließt mit einem schriftlichen und mündlich erläuterten Beratungsbericht ab.